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Insight

Die Macht von Bewertungsplattformen

Wie Online-Bewertungen den Erfolg im Automobilhandel beeinflussen
In unserer zunehmend vernetzten Welt spielen Online-Bewertungen eine entscheidende Rolle für den Erfolg eines Autohauses. Ähnlich wie in anderen Dienstleistungssektoren, wie der Hotellerie oder dem Friseurhandwerk, ist es für Kundinnen und Kunden zur Gewohnheit geworden, vor einer Entscheidung die Online-Bewertungen zu konsultieren. Sie nutzen diese, um sich ein Bild von der Qualität und Zuverlässigkeit eines Unternehmens zu machen. Diese Entwicklung hat nun auch die Automobilbranche erreicht. Positive Bewertungen können die Reputation eines Autohauses stärken, neue Kunden anziehen und somit den Umsatz nachhaltig erhöhen. Negative Bewertungen hingegen können potenzielle Neukunden abschrecken und sie davon abhalten, den ersten Kontakt mit dem Autohaus aufzunehmen.
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Automobil Experte Philipp Kranich

Philipp Kranich ist seit 2023 Senior Manager Automotive Market Intelligence bei rpc – The Retail Performance Company. Zuvor war er mehrere Jahre in unterschiedlichen Management- und Beratungsfunktionen in der Automobilbranche aktiv. Bei rpc arbeitet er an den strategisch relevanten Themen rund um den Automobilhandel der Zukunft.

Was sind Bewertungsplattformen und wie funktionieren sie?

Bewertungsplattformen wie Autohauskenner ermöglichen es Kunden, ihre Erfahrungen mit Autohäusern zu bewerten und zu teilen. Diese Bewertungen werden üblicherweise auf einer Skala von 1 bis 5 Sternen abgegeben und können durch Kommentare ergänzt werden. Kunden können verschiedene Aspekte des Autohauses bewerten, darunter den Verkaufsprozess, den Kundenservice, die Werkstatt und die Qualität der Fahrzeuge.

Neben spezialisierten Plattformen wie Autohauskenner gibt es auch allgemeine Bewertungsportale wie Google MyBusiness, Yelp oder ProvenExpert, auf denen Autohäuser bewertet werden können. Diese Plattformen haben den Vorteil einer größeren Reichweite und werden von einer breiteren Nutzerbasis frequentiert. Zusätzlich beginnen immer mehr Automobilhersteller, eigene Kundenbewertungen zu erheben und transparent zu machen. Diese Bewertungen folgen oft einer ähnlichen Bewertungslogik, werden jedoch von Kunden skeptischer betrachtet, da sie nicht als unabhängig gelten.

Verschiedene Bewertungslogiken

Auf Bewertungsplattformen werden unterschiedliche Bewertungslogiken angewendet. Die einfachste Methode ist die Durchschnittsbewertung, bei der der Mittelwert aller Bewertungen eines Autohauses berechnet wird. Diese Methode kann jedoch irreführend sein, da sie die Anzahl der Bewertungen nicht berücksichtigt. Eine alternative Methode ist die gewichtete Durchschnittsbewertung, bei der neuere Bewertungen stärker gewichtet werden als ältere. Diese Logik ist aussagekräftiger, da sie die aktuelle Kundenzufriedenheit besser widerspiegelt.

Wie können Autohäuser von ihren Kundenbewertungen lernen?

Autohäuser können aus Kundenbewertungen wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Positive Bewertungen belegen, dass das Autohaus gute Arbeit leistet und seine Kunden zufriedenstellt. Negative Bewertungen hingegen weisen auf Verbesserungspotenziale hin. Autohäuser sollten die Kommentare ihrer Kunden ernst nehmen und sie nutzen, um ihre Prozesse und Dienstleistungen zu optimieren. Dies ist jedoch leichter gesagt als getan. Es gibt verschiedene Ansätze, wie Autohäuser effektiv mit Online-Bewertungen umgehen können.

Aktives Einfordern von Bewertungen:

Oftmals haben Autohäuser keine definierten Verfahren, um Kunden gezielt um Feedback in Form von Bewertungen zu bitten. Daher entstehen Bewertungen meist ungesteuert und ad hoc durch die Kunden selbst. Aus unserer Erfahrung ist das Thema Kundenbewertung in vielen Autohäusern noch immer ein heikles Thema. Unternehmensleiter sehen in Kundenbewertungen häufig ein unternehmerisches Risiko statt einer echten Chance zur kontinuierlichen Verbesserung und Neukundengewinnung. Sie scheuen sich, sich aktiv mit den Erfahrungen ihrer Kunden auseinanderzusetzen und verpassen so die Gelegenheit, in einen wertvollen Dialog zu treten.

Es ist daher entscheidend, ein positives Mindset im Unternehmen in Bezug auf Kundenbewertungen zu etablieren und dieses in allen Ebenen zu verankern. Die Unternehmensführung muss sich intensiv damit auseinandersetzen, wie sie mit ehrlichen Kundenbewertungen umgeht und welche Schlüsse sie daraus zieht. Wenn ausschließlich negative Assoziationen bei den Mitarbeitern geweckt werden, kann dies dazu führen, dass Kundenbewertungen ignoriert werden und kein Lerneffekt eintritt.

Um ein realistisches Bild vom aktuellen Status quo zu erhalten, sollten Kunden aktiv aufgefordert werden, Bewertungen abzugeben. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie beispielsweise das Versenden von E-Mails oder die direkte Ansprache durch betreuende Mitarbeiter. Ebenso kann von der händlereigenen Homepage auf eine Bewertungsplattform verlinkt werden. Dies hat den Vorteil, dass sowohl potenzielle Neukunden als auch Bestandskunden direkte Transparenz über die Bewertungen des Unternehmens erhalten.

Interaktion und Reaktion: 

Der Umgang mit Kundenbewertungen ist heute sehr unterschiedlich und reicht von schlichter Unkenntnis über die Existenz solcher Bewertungen auf verschiedenen Online-Plattformen bis hin zu einem sehr proaktiven Umgang mit den Bewertungsergebnissen. Wichtig ist es zunächst, Transparenz über die existierenden Bewertungen im Internet zu schaffen. Dazu ist es nicht mehr notwendig, Bewertungsplattformen manuell nach Ergebnissen zu durchsuchen. Dienstleister wie Autohauskenner erfassen die relevantesten Bewertungsergebnisse verschiedener Plattformen und stellen sie in Form eines Dashboards zur Verfügung. So erhält das Autohaus schnell und aktuell einen umfassenden Überblick über alle relevanten eingehenden Bewertungen im Internet.

Interaktion ist der Schlüssel zu einem proaktiven Bewertungsmanagement. Die meisten Bewertungsplattformen ermöglichen es den bewerteten Unternehmen, auf Kundenbewertungen zu reagieren. Ein wertschätzender Umgang mit Bewertungen und eine prompte Reaktion des Autohauses werden sehr positiv wahrgenommen. Bei positiven Kundenbewertungen sollte sich das Autohaus für das Feedback bedanken. Auch bei negativen Bewertungen ist eine öffentliche Reaktion wichtig: Bedanken Sie sich für das Feedback und bieten Sie an, eine bestmögliche Lösung für den Kunden zu finden. Wenn Sie den Autor der negativen Bewertung kennen, kontaktieren Sie ihn proaktiv und leiten einen ordnungsgemäßen Reklamationsprozess ein.

Kein Unternehmen hat ausschließlich zufriedene Kunden, und das wissen auch die Interessenten, die die Bewertungen lesen. Ein positiver, proaktiver Umgang mit negativem Feedback ist entscheidend. Ein Unternehmen, das nur positive Bewertungen hat, wirkt unglaubwürdig und erweckt den Eindruck, negative Bewertungen würden verschleiert oder gelöscht.

Aufbau eines professionellen Reklamationsmanagements:

Häufig verfügen Autohäuser (noch) nicht über ein professionelles Reklamationsmanagement, das sich ausschließlich mit der Bearbeitung und Nachverfolgung von Reklamationsfällen beschäftigt. Reklamationen liegen meist in der Verantwortung des jeweiligen Standortleiters und der betreuenden Mitarbeiter vor Ort. Besonders bei größeren Autohausgruppen führt dies zu einer Isolierung von Reklamationsfällen. Wenn sich bestimmte Reklamationsgründe gruppenweit häufen, werden diese Häufungen nicht erfasst, was zu isolierten Lösungen führt, die von den jeweiligen Standortverantwortlichen entwickelt werden. Dadurch werden gruppenübergreifende Prozesse und Regelungen verhindert, was zu unterschiedlichen Kompensationslösungen führen kann.

Wenn ein Kunde, beispielsweise ein Unternehmen, mehrere Standorte des Autohauses für die Wartung der Fahrzeuge nutzt, können unterschiedliche Herangehensweisen und Lösungsansätze für denselben Reklamationsgrund zu Verwirrung führen. Ein dezentrales Reklamationsmanagement führt zudem zu Intransparenz für die Unternehmensführung: Welche Standorte haben wie viele Reklamationen? Was sind die häufigsten Reklamationsgründe? Wie viel Budget wurde für die Lösung von Reklamationen verwendet?

Für Autohäuser mit mehreren Standorten ist der Aufbau eines zentralen Reklamationsmanagements sinnvoll. Das zentrale Reklamationsmanagement wird vom jeweiligen Standort über neue Reklamationsfälle informiert, prüft eigenständig eingehende Bewertungen aus verschiedenen Kontaktkanälen wie Onlinebewertungen oder E-Mails und legt standardisierte Reklamationsfälle im CRM-System des Händlers an. Das Reklamationsmanagement weist diesen Fällen entsprechende Verantwortlichkeiten zu, verfolgt den Fortschritt der Reklamationsfälle und sorgt somit für größtmögliche Transparenz bei der Lösungsfindung. Durch die Standardisierung entsteht auch ein klares Eskalationsverfahren mit entsprechenden Freigabegrenzen.

Das Reklamationsmanagement kann organisatorisch dem Qualitätsmanagement zugeordnet werden, da es als Stabsstelle weder dem Vertrieb noch dem Servicebereich unterstellt sein sollte. Dies sorgt für die nötige Unabhängigkeit und eine direkte Berichtslinie zur Unternehmensführung.

Ausblick: Einführung des Agenturmodells

Mit der Einführung des Agenturmodells im Vertrieb wird die Bedeutung von Online-Bewertungen weiter zunehmen. Da im Agenturmodell die Preishoheit beim jeweiligen Automobilhersteller liegt, spielt die Preisverhandlung bei der Kundengewinnung nur noch eine untergeordnete Rolle. Das Autohaus muss sich daher auf seine Kernkompetenzen besinnen und Exzellenz in der Kundenbetreuung anstreben. Diese Exzellenz, zusammen mit dem Aufbau der eigenen Autohausmarke, wird zukünftig den USP des Autohauses formen.

Um diese Exzellenz zu erreichen, muss die Unternehmensführung die Impulse von Kunden nutzen, um einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu starten. Dabei geht es nicht nur um einzelne Kundenbewertungen, sondern darum, Verbesserungspotenziale für das gesamte Unternehmen zu identifizieren und daraus Maßnahmen abzuleiten.

Also, was dürfen wir für Sie tun?

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Wir sind bereit, Ihre kundenorientierte 
Transformation in Angriff zu nehmen 

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Philipp Kranich
Senior Manager
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