Digitalisierung in der Sportindustrie
Die Sportindustrie, die Sportmarken stehen vor großen Herausforderungen: Wie können digitale Technologien mit dieser Branche zusammengeführt und nachhaltig genutzt werden? Genau das ist das Thema des neuen ISPO-Formats, der ISPO Digitize. Christoph Rapp, International Sales & Retail Manager bei ISPO, spricht im Interview mit rpc über die Umsetzung dieser Idee.
Wie Digitalisierung und Sport zusammenpassen – ein Interview mit Christoph Rapp
Der ISPO Digitize Summit findet dieses Jahr zum ersten Mal statt. Können Sie uns etwas über die Entstehungsgeschichte des Projekts erzählen?
Christoph Rapp: Digitalisierung ist ein Thema, das alle Branchen bewegt. So auch die Sportbranche mit unterschiedlichen Herausforderungen und Chancen. Wir sprechen mit dem ISPO Netzwerk die gesamte Wertschöpfungskette des Sports an, angefangen von den Herstellern bis hin zum Handel. Und da gibt es natürlich unterschiedliche Herangehensweisen und Herausforderungen für die digitale Transformation. Deswegen haben wir den “Digital Readiness Check“ entwickelt, den wir im Januar gelauncht haben und den jeder kostenlos auf unserer Website absolvieren kann. Nach einem Fragebogen mit etwa 20 Minuten Länge erhält man sofort Feedback und eine detaillierte Auswertung. Das war für uns der erste Schritt, unserer Zielgruppe das Thema Digitalisierung näher zu bringen.
Der zweite Schritt war dann, auf der ISPO Munich ein kleines Showlab unter der Brand ISPO Digitize zu installieren, bei dem wir unter anderem Adidas als Partner an Bord hatten. Dann wollten wir mit dem ISPO Digitize Summit ein eigenständiges Format kreieren, bei dem es besonders darum geht, Unternehmen und Anbieter, die digitale Technologien offerieren, mit der Sportindustrie zusammenzubringen. Sowohl physisch über die “Experience Area”, als auch inhaltlich.
Bei dem inhaltlichen Format war uns wichtig, dass wir uns von bestehenden Formaten abgrenzen. Wir möchten zeigen, dass wir die Sportindustrie als Besucherzielgruppe fokussieren und lösungs- und umsetzungsbasierte Inhalte bilden. Deswegen haben wir den Summit so aufgesetzt, dass wir neben den Keynotes auf der Hauptbühne immer wieder interaktive Workshop-Sessions sowie Digital Coachings als 1:1-Situation kreieren, bei denen man sich individuell digitale Lösungsansätze abholen kann.
Vom digitalen Wandel sind viele Branchen betroffen. Welche Beispiele und Herausforderungen gelten besonders für die Sportbranche?
Christoph Rapp: Es hängt von der jeweiligen Zielgruppe ab. Einerseits sprechen wir von den großen Brands, die in der Transformation schon sehr weit sind: Adidas, Nike, Under Armour. Adidas hat beispielsweise auf der ISPO Munich die digitalen Technologien bereits präsentiert. Dann gibt es eine große Masse an mittelständischen Unternehmen, die eben noch nicht ganz so weit sind.
Auf der anderen Seite haben wir den Retail, der je nach Größe mit ganz anderen Herausforderungen zu kämpfen hat und bei der Digitalisierung noch am Anfang steht. Diejenigen Unternehmen, die im stationären Handel Omnichannel-Strategien umsetzen wollen, kämpfen mit vielfältigen Herausforderungen. Gleichzeitig erkennen sie aber die Chancen, die die Digitalisierung bietet.
Sie erwähnten bereits den 1:1-Kontakt in den Workshops. Können Sie uns einen Querschnitt durch die Workshops geben, die auf dem ISPO Digitize Summit stattfinden?
Christoph Rapp: Auch hier gehen wir auf verschiedene Zielgruppen ein. Es gibt Workshops, bei denen Best Cases vorgestellt werden. Ein weiteres Thema ist “Online Sourcing” mit dem Partner Foursource. Auch rpc hat zwei Workshops entwickelt, bei denen es darum geht, wie die Digitalisierung im Retail als Chance genutzt werden kann. Schließlich bieten wir noch Digital Coachings an, zu denen man sich anmelden kann und dann innerhalb von 30 Minuten eine individuelle Beratung erhält.
Sie haben rpc bereits als Partner dieses Unterfangens angesprochen – wie sah die Zusammenarbeit in der Vorbereitung aus?
Christoph Rapp: Wir kamen ursprünglich über das Thema des humanoiden Roboters “Pepper” ins Gespräch und haben festgestellt, dass es viele Synergien gibt: Wir sehen Retailer als eine große Zielgruppe neben den Sportmarken, bei denen es viele Chancen im Bereich Digitalisierung und VR und AR gibt. rpc hat entsprechende Lösungen für diese Zielgruppe, wodurch es sich anbietet, das Know-how von rpc mit der Plattform des Digitize Summit und dem Zugang zu den Sportmarken sowie dem Handel zu verknüpfen.
Worin sehen Sie die große Chance von Pepper?
Christoph Rapp: Ich glaube, letztendlich geht es darum, sich im Retail vom puren Online Player abzugrenzen. Wenn man dem Vortrag von Günther Althaus von der ANWR-Gruppe folgt, der größten Sporthandelsgesellschaft, dann geht es vor allem um die Customer Experience. Und das braucht der stationäre Handel: Ein Kundenerlebnis, das sich um das andersartige Online-Erlebnis ergänzt. Und hier ist der Roboter Pepper als Baustein in der Interaktion mit dem Kunden enorm wichtig.
Welche Aussteller sind beim ISPO Digitize Summit an Bord?
Christoph Rapp: Auch das basiert auf den Ergebnissen des Digital Readiness Checks: Payment war immer ein großes Thema. Deshalb haben wir mit WireCard und Amazon Pay zwei Partner dabei, die genau diesen Bereich abdecken.
Zusätzlich sind einige Start-Ups vertreten, die neue Lösungen bieten. Etablierte Marken, die neuartige Produkte anbieten, wie zum Beispiel Icaros oder auch klassische Anbieter wie Sony und Epson, die digitale Technologien für den Handel bereithalten. Oder Foursource, die mit einem anderen Punkt an der Wertschöpfungskette ansetzen.
Welchen Ansatz verfolgt Foursource? Können Sie diesen Punkt bitte für uns konkretisieren?
Christoph Rapp: FOURSOURCE ist eine digitale B2B-Beschaffungsplattform in der Bekleidungsindustrie. Ziel ist es, mehr Transparenz und Standards in den globalen, hoch-fragmentierten Beschaffungsmärkten zu schaffen und deren Prozesse besser und einfacher zu gestalten. FOURSOURCE verbindet Hersteller mit Einkäufern und schafft Nähe durch den innovativen globalen Ansatz. Dieser ermöglicht es, allen Kunden ganzjährig für Einkäufer sichtbar und zugänglich zu sein
Können Sie ein erstes Fazit ziehen?
Christoph Rapp: Wir sind mit dem Format auf dem richtigen Weg. Das Feedback von Partnern und Besuchern bestätigt auch, dass noch mehr in diese Richtung angeboten werden müsste. Günther Althaus meinte, dass eigentlich alle seine Händler beim ISPO Digitize Summit vertreten sein müssten. Denn wer die Digitalisierung verschläft, wird nicht zukunftsfähig sein. Das ist letztendlich das Fazit: Wir sind mit dem Format auf dem richtigen Weg und werden dies auch in unsere anderen Plattformen wie ISPO Munich integrieren. Zusätzlich dazu findet der ISPO Digitize Summit natürlich auch nächstes Jahr wieder statt.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit rpc in Zukunft aus?
Christoph Rapp: Nach der erfolgreichen ersten Auflage, bleibt auch nach dem ISPO Digitize Summit Ende Juni die Digitalisierung in der Sportbranche ein Schwerpunktthema. In München geht das Format 2019 wieder an den Start und wird in die bestehenden Plattformen ISPO Munich sowie in die OutDoor by ISPO integriert. Wir würden uns freuen, wenn wir gemeinsam mit unserem Partner rpc auch 2019 die Sportbranche in ihrer digitalen Transformation unterstützen können. Nachdem beide Unternehmen auch in China eine starke Präsenz haben, gibt es auch erste Gespräche, auf diesem Markt zu kooperieren.
Christoph Rapp, International Sales & Retail Manager bei der ISPO
Um den Menschen die Möglichkeit zu geben, die Chancen der Digitalisierung nachhaltig zu nutzen, hat die Messe München die ISPO Digitize ins Leben gerufen. Diese ist mehr als nur ein Event – sie versteht sich als Plattform für die Zukunft der Branche.